Neben zahlreichen bedeutenden Textilfabriken gehörten den Chemnitzer Jüd:innen auch bedeutende Kaufhäuser, allen voran das "Warenhaus Schocken" sowie das "Kaufhaus Tietz". Das Kaufhaus Tietz fiel als einer der ersten jüdischen Gesellschaften in dieser Stadt der Enteignung der Nationalsozialist:innen zum Opfer. Es war Teil der Leonard Tietz AG, welche im gesamten Deutschen Reich zahlreiche Geschäfte und Produktionsstätten und insgesamt 15.000 Mitarbeiter:innen besaß. Bereits im März 1933 wurden Wohnungen und Geschäfte in Chemnitz Ziel von SA-Leuten, einen Monat später folgte der reichsweit angeordnete Boykott jüdischer Geschäfte. Zu diesem Zeitpunkt arbeiteten etwa 1.000 Mitarbeiter:innen im Kaufhaus Tietz. Mit seiner Größe zählte das Kaufhaus damals zu einem der bedeutesten Wirtschaftsfaktoren im damaligen Chemnitz.
Leonard Tietz entgang der Shoa und floh rechtzeitig mit seiner Familie in die Niederlande und von dort aus nach Palästina, wo er im Alter von 58 Jahren im Jahr 1941 starb. Das ehemals prächtige Kaufhaus diente fortan zu verschiedenen Handels- und Lagerzwecken und wurde 1945 zerstört, ehe das Gebäude in den 60er Jahren wieder aufgebaut wurde. Nach der Wende diente das Kaufhaus der Kaufhof AG bis zum Jahr 2001 als Verkaufsfläche, ehe das Gebäude bis 2004 erneut saniert wurde. Heute befinden sich neben einigen Geschäften und Cafés eine Volkshochschule, die Stadtbibliothek Chemnitz, das Museum für Naturkunde sowie die Neue Sächsische Galerie in dem Gebäude.